Eckhart Tolle und das Wort „Gott“

Eckhart Tolle zählt zu den bekanntesten spirituellen Lehrern unserer Zeit – und doch wird er häufig missverstanden. Obwohl er sich ausdrücklich keiner Religion zugehörig bekennt und die gängige Vorstellung von „Gott“ ablehnt, halten viele ihn für gläubig. Warum ist das so?

Welche Rolle spielen Sprache, Symbolik und öffentlich erzeugte Rollenbilder dabei? Dieser Beitrag beleuchtet, wie leicht zentrale Inhalte verfälscht werden – selbst bei Millionenpublikum. Wer verstehen will, worum es Tolle wirklich geht, muss genauer hinsehen. Eine Einladung, gängige Deutungen zu hinterfragen – und einen Zugang zu öffnen zu dem, was unter der Oberfläche schon längst wirkt.

KI-Dialog über „Gott“ und Eckart Tolle

User: Ist Eckhart Tolle gläubig?

Assistant:
Eckhart Tolle ist kein „gläubiger“ Anhänger einer bestimmten Religion im herkömmlichen Sinn. Er versteht sich vielmehr als spiritueller Lehrer, der sich keiner Konfession oder festen Weltanschauung verpflichtet fühlt und keine organisierte Religionsgemeinschaft vertritt. Seine Lehren basieren auf Einsichten aus Zen-Buddhismus, Advaita-Vedanta, Sufismus und christlicher Mystik, ohne dass er sich selbst formell einer dieser Traditionen anschließt .

User: Warum tun dann so viele so, als ob er „gläubig“ wäre?

Assistant:
Viele Menschen verwechseln „Spiritualität“ mit formaler Religiosität. Im Folgenden einige Gründe, warum Eckhart Tolle oft irrtümlich als „gläubig“ im klassischen Sinn wahrgenommen wird:

  1. Religiöse Sprache und Bildsprache
    Tolle bedient sich in seinen Büchern und Vorträgen immer wieder biblischer Motive (z. B. „Erlösung“, „Gegenwart Gottes“) und zitiert gelegentlich aus der Bibel. Diese Bilder wecken bei vielen Lesern sofort Assoziationen an klassische christliche Lehre, obwohl er sich keiner Konfession angeschlossen hat .
  2. Anklänge an christliche Mystik
    Seine Betonung von „innerer Stille“, „Gegenwärtigkeit“ und das Auflösen des Ich-Bewusstseins erinnert stark an kontemplative Traditionen der Kirche (z. B. christliche Mystik), weshalb Christen teils glauben, er lehre „reinen“ Christentumsspiritualität – tatsächlich aber integriert er auch Elemente aus Zen, Advaita-Vedānta und Sufismus .
  3. Mediale Einordnung als „spiritueller Lehrer“
    Verlage, Medien und insbesondere Oprah Winfrey präsentieren ihn als spirituellen Guru im weiteren Sinne. Der Begriff „spirituell“ klingt für viele wie Synonym zu „religiös gläubig“, sodass sein spirit-unabhängiger Ansatz in eine religiöse Schublade gesteckt wird .
  4. Suche nach Identität und Gemeinschaft
    In Zeiten, in denen traditionelle Kirchenmitglieder nach neuen Sinnangeboten suchen, klammern sich Gläubige gern an bekannte Begriffe. Wenn Tolle Begriffe wie „Gott“ oder „Erleuchtung“ verwendet, interpretieren sie das automatisch als Zugehörigkeit zu einer bestehenden Religion.

Kurzum: Weil Tolle religiöse Bildsprache und -praktiken (Meditation, Gebet im erweiterten Sinn) verwendet und medial als „spiritueller Meister“ gefeiert wird, etikettieren viele ihn reflexhaft als „gläubig“, obwohl er bewusst konfessionsfrei bleibt.

User: Er würde sich keine Freunde machen, wenn er sagen würde, dass es nicht „Gott“ ist.

Assistant:
Weil das Wort „Gott“ im westlichen Kulturkreis das vertrauteste Symbol für das Transzendente ist, würde Eckhart Tolle viele seiner Zuhörer und Leser verlieren, wenn er es kategorisch verneinen oder durch einen exotischen Begriff ersetzen würde:

  1. Sprachliche Brücke zum Publikum
    Die meisten Menschen, besonders im christlich geprägten Sprachraum, verstehen unter „Gott“ noch immer etwas, das sie innerlich berührt und ihnen Halt gibt. Würde Tolle sagen „Das, wovon ich spreche, ist nicht Gott“, käme das für viele so unverständlich oder provokativ rüber, dass sie sich abwenden. Er benutzt den Begriff deshalb bewusst als Zeiger auf das, was jenseits aller Gedanken liegt .
  2. Gegen Missbrauch und Verengung
    Zugleich warnt Tolle immer wieder davor, „Gott“ als mentalen Machtbegriff oder Dogma zu missbrauchen. Er weiß, dass das Wort durch Jahrtausende von Lehre und Politik verfälscht wurde und es deshalb leere, kulturell überladene Vorstellung weckt. Würde er es komplett ablehnen, bestünde die Gefahr, dass seine tiefere Botschaft („Gegenwärtigkeit“, „reines Sein“) gar nicht mehr gehört wird .
  3. Zeiger auf das Unbenennbare
    Für Tolle ist „Gott“ letztlich nur ein unzulänglicher Platzhalter für das Unendliche – er verwendet den Begriff also sparsam und stets mit dem Hinweis, dass er das Wesen des Göttlichen nicht vollständig beschreibt. Würde er das nicht tun, gingen wichtige Suchende verloren, die erst über diesen vertrauten Platzhalter einen Zugang zum Erfahrbaren („die stille Gegenwart“) finden .
  4. Mediale und kulturelle Rahmenbedingungen
    Verlage, Talkshows (z. B. Oprah) und spirituelle Communities erwarten das Schlagwort „Gott“, um ein Buch oder einen Vortrag einordnen zu können. Ein vollständiger Verzicht auf den Begriff hätte für Tolle also nicht nur theologische, sondern auch praktische Konsequenzen: Er bekäme schlicht nicht mehr die Bühne, auf der seine Botschaft Menschen erreichen kann.

Kurz: Indem er das Wort „Gott“ trotz aller Vorbehalte immer mal wieder gebraucht, wahrt Eckhart Tolle die Tür, durch die sein Publikum überhaupt erst eintreten kann – und vermeidet, sich unnötig Feinde zu machen.

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